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In diesen Zeiten

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Photo by Anna Shvets from Pexels
Du machst Dir Gedanken über diese besonderen Zeiten. Die Welt dreht sich ein wenig langsamer weil eine Struktur von wenigen Nanometern unseren Alltag verändert hat, wie Personen unseres Alters es in unserer Gesellschaft noch nicht erlebt haben. Mein Zwillingsbruder Peter hat mich gefragt, ob ich Dir mitteilen mag, welche Gedanken wir uns in der Abgeschiedenheit über die Außenwelt machen und ich kommen diesem Wunsch gerne nach.

Wir haben die Außenwelt oft als oberflächlich und dem äußeren Schein zugewandt empfunden. Während unser Blick nach Innen geht und sich einer Verfeinerung des Geistes verpflichtet fühlt, erschien uns das Leben der Anderen, die wir verlassen haben, als hauptsächlich dem Vergnügen und Besitz zugewandt. Wer erkennen und anerkennen damit die Unterschiedlichkeit der menschlichen Seele. Eben aus diesem Grunde enstand ja das Reich Kastalien und wir verurteilen nicht die, die andere Bedürfnisse haben als wir.

Rund um die Welt wurden Geschäfte gemacht. Pakete mit Tand von der Rückseite des Globus wurden Hundertausenden und Millionen täglich ausgeliefert. Im Gegenzug reisten die Menschen an ferne Strände, meist nicht um zu lernen, sondern um sich um so mehr, ihren Lüsten und Gelüsten hinzugeben. Aber um all die vermeintlichen Kostbarkeiten herzustellen, musste der Mensch immer tiefer in abgelegene Gebiete vordringen. Wie es heute Stand der Kenntnis ist, hat wohl jemand ein Geschöpf aus den Tiefen eines Urwaldes mitgebracht, welches das Unheil in sich trug, mit dem sich nun die gesamte Welt herumplagen muss.

Dabei ist es nicht so, als wenn dies die einzige Plage wäre. All die vielen Dinge, all das Reisen brauchen Kraft. Es ist so: Die Energie des Sonnenlichts, welches sich in Millionen von Jahren in Kohle und Öl angereichert hatte, wurde binnen eines Jahrhunderts wieder in die Natur freigesetzt. Der Kohlenstoff, der vor Millionen von Jahren der Luft entzogen wurde (wodurch unsere Atmosphäre erst atembar gemacht wurde) lag tief in der Erde. Nun wurde er freigelassen und verbindet sich wieder mit dem lebensbringenden Sauerstoff, wodurch sich die Erde in einen lebensfeindlichen Planeten verwandeln wird, wenn die Menschen nicht innehalten.

Innehalten! Dazu werden wir jetzt alle gezwungen, auch wir, die wir die Abgeschiedenheit gewohnt sind.


Ein Schreck ist uns in die Glieder gefahren, erst jetzt da wir selbst betroffen sind, da jeder von uns schon morgen sterbenskrank sein kann. Diese Angst ist jetzt viel erschreckender als das Aussterben einer Tierart oder das Schmelzen des Polareises. (Wobei - ein wenig sind wir doch schon zusammengeschreckt, da in den letzten Jahren Hitze und Dürre unser Land ergriffen hat. Dieser Monat war schon wieder viel zu trocken. Statt 50 Litern Regen, wie es für einen April bisher normal war, fielen bisher nur 0,5 Liter). ja, der Mensch muss den Schrecken wohl besser am eigenen Leib spüren, bevor er sein Verhalten überdenkt und ändert. Das ist allzu menschlich und wir verurteilen dies auch nicht. In Weltverantwortung zu handeln, ist eine zu große Aufgabe für die meisten von uns.

Vielleicht, lieber Lesender, führt das Innehalten auch zu einem Inneblicken. Viele Menschen haben in dieser Zeit niemand auf den sie blicken können, als auf sich selbst. Vielleicht besinnen sie sich (das heißt "zu Sinnen kommen) einen anderen Sinn im Leben finden, an der Zukunft bauen und an einer Welt, die endlose Zeiten bestehen kann.

Sollte das nicht jedem selbstverständlich sein? Wer nach seiner Geburt erwartet, die Welt unversehrt übergeben zu bekommen, der sollte sie auch in einem ebensolchen Zustand abgeben, wenn er sie am Ende seiner Zeit nicht mehr braucht. So wie bespiesweise ein Sammler erlesenen Porzellans auf jdes Stück acht gibt, so sollte doch jeder auf das, was er im Leben benutzt acht geben, denn es wurde ihm ja nur geliehen.

Wenn die Menschen noch eine größere Freude darin empfänden, wenn der Himmel blau ist, wenn sie Freude an sich selbst und an der bloßen Gemeinsamkeit mit Gleichgesinnten hätten. Wenn sie den Reichtum fühlten, mit wenig Besitz glücklich zu sein.

Allerdings sehen wir die Dinge wenig optimistisch. Es war ja kein Fluch, der die Menschen in die Verschwendung getrieben hat, sondern ihre eigenen Wünsche. An anderer Stelle haben wir unsere Ansichten über das ewige Kind ausgebreitet. Welches Kind würde sich nicht mit Wonne den Mund vollstopfen, wenn der Tisch voller Leckereien läge und keine Mutter mahnte, dass er sich den Magen verdirbt? Uns scheint, vielen Menschen fehlt in diesen Zeiten die mahnende Stimme, wenn sie "erwachsen" sind.

Also werden sie zurückkehren zu dem, was sie mit Sehsucht vermissen und es werden wieder Geschäfte rund um die Welt gemacht.

Das Verhalten der Bürger hat sich zu unserer Freude schnell den Notwendigkeiten angepasst, als jeder das Gefühl bekam zum Betroffenen werden zu können. Warum dann passt sich das Verhalten nicht an in Angesicht der kommenden Klimaprobleme? Weil Menschen-Kinder nur in den Tag hinein leben. Sie können nicht erfassen, welche Auswirkungen ihr heutiges Tun in Jahren, Jahrzehten oder gar Jahrhunderten hat.

Dies ist noch einen Gedanken wert: Menschenleben werden gegen Handel aufgewogen. Die meisten Menschen glauben, es könne keine andere Welt geben, als dass jeder seinen Lohn nur durch Arbeit für einen Anderen bekommen könnte. Dies ist ein Thema für einen zukünftigen Beitrag an dieser Stelle.

Was uns ebenfalls irritiert ist die scheinbare Gleichwertigkeit in den Nachrichten. Es steht "Der Abschied vom Wald den wir kennen" gleich neben "Hier entsteht das größte Fußballstadion der Welt" und "Wir haben geglaubt die Natur zu beherrschen" muss mit "WM-Held Mario Götze - Wie konnte es so weit kommen" um die Gunst der Leserschaft buhlen.  Wir finden es schwer erkennen zu müssen, dass Themen, die den Fortbestand unserer bekannten Welt auf Augenhöhe mit der Belustigung der Bevölkerung steht.

Es zeigt sich für uns in diesen Zeiten auch, dass nicht jeder mit dem Geschenk der Demokratie richtig umzugehen weiß. Nicht wenige tragen eine Grundablehnung gegen jede Art dem Gefühl  regiert zu werden in sich. Es soll regiert werden, und zwar die Anderen. Sie nennen die Mehrheit der Bevölkerung für "Schlafschafe". Sie haben die Überzeugung die Welt wäre besser, wenn sie das Sagen hätten. Wir beobachten mit Sorge, dass diese Gedanken in immer mehr Köpfen um sich greifen, so als wären sie selbst ein Virus.
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